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Wärmeverluste aufspüren: Professionelle Thermografie-Messung (Aufnahmen) für Ihr Haus

In Deutschland stammen 65,4% aller Wohngebäude aus der Zeit vor 1980 – das entspricht etwa 12,4 Millionen Gebäuden. Diese älteren Häuser sind besonders anfällig für Energieverluste, weshalb Wärmebilder vom Haus heute wichtiger denn je sind. Von den insgesamt 19,4 Millionen Wohngebäuden in Deutschland benötigen viele eine genaue Analyse ihrer Energieeffizienz.

Die Thermografie bietet hierfür eine effektive, nicht-invasive Lösung. Mit dieser Methode lassen sich Schwachstellen in der Gebäudehülle präzise identifizieren und dokumentieren. Besonders effektiv ist die Messung bei einer Temperaturdifferenz von mindestens 10 Kelvin, optimal sind 15 Kelvin. Die Kosten für eine professionelle Thermografie-Untersuchung belaufen sich typischerweise auf 500 bis 700 Euro, wobei verschiedene Fördermöglichkeiten durch die BAFA und KfW-Bank zur Verfügung stehen.

Grundlagen der Thermografie-Messung

Die moderne Thermografie basiert auf dem physikalischen Prinzip, dass jeder Körper mit einer Temperatur oberhalb des absoluten Nullpunkts (-273,15°C) elektromagnetische Strahlung aussendet. Eine Wärmebildkamera erfasst diese Infrarotstrahlung und wandelt sie in sichtbare Bilder um.

Funktionsweise der Wärmebildkamera

Die Wärmebildkamera nutzt einen speziellen Infrarot-Detektor, der Temperaturen zwischen -10 und 400°C bei einer Auflösung von 0,05 Kelvin messen kann. Dabei wird die erfasste Strahlung in elektrische Signale umgewandelt und als farbiges Wärmebild dargestellt.

Messbare Wärmeverluste am Haus

Grundsätzlich lassen sich folgende Wärmeverluste identifizieren:

  • Undichte Stellen in der Gebäudehülle
  • Wärmebrücken an Übergängen zwischen Materialien
  • Isolierungsmängel an Fenstern und Türen
  • Durchfeuchtungen in Wänden
  • Leckagen z.B. an Fußbodenheizungen

Ideale Messbedingungen und Zeitpunkte

Für aussagekräftige Wärmebilder vom Haus sind bestimmte Bedingungen erforderlich:

Kriterium Optimale Bedingung
Temperaturdifferenz innen/außen Mindestens 10-15K
Tageszeit Frühe Morgenstunden
Witterung Trocken, windstill (<2 m/s)

Darüber hinaus sollten die Innenräume gleichmäßig temperiert sein und alle Fenster geschlossen bleiben. Die automatische Nachtabsenkung der Heizung sollte während der Messung deaktiviert werden, um konstante Messbedingungen zu gewährleisten.

Professionelle Durchführung der Thermografie

Eine professionelle Thermografie-Messung erfordert sorgfältige Vorbereitung und standardisierte Durchführung, um aussagekräftige Wärmebilder vom Haus zu erhalten.

Vorbereitung des Gebäudes

Für optimale Messergebnisse muss das Gebäude entsprechend vorbereitet werden. Speziell sollten folgende Vorbereitungen getroffen werden:

Vorbereitungsmaßnahme Zeitpunkt
Heizung auf konstante 20°C einstellen 24h vorher
Nachtabsenkung deaktivieren 24h vorher
Fenster und Türen schließen 12h vorher
Rollläden öffnen 2h vorher
Möbel von Außenwänden abrücken 2h vorher

Ablauf der Messung

Die Durchführung erfolgt idealerweise in den frühen Morgenstunden, wenn keine direkte Sonneneinstrahlung die Messergebnisse verfälscht. Dabei muss eine Temperaturdifferenz von mindestens 15K zwischen Innen- und Außentemperatur vorliegen.

Während der Messung erfasst der Thermograf systematisch alle Gebäudeseiten. Speziell werden kritische Bereiche wie Fenster, Türen und potenzielle Wärmebrücken detailliert untersucht. Die Windgeschwindigkeit sollte dabei 3 m/s nicht überschreiten.

Dokumentation und Auswertung

Die Dokumentation erfolgt nach DIN 54190 und DIN EN 13187. Wesentliche Bestandteile sind:

  • Datum, Uhrzeit und Wetterbedingungen
  • Kameraeinstellungen und Emissionsgrade
  • Innen- und Außentemperaturen
  • Digitale Referenzfotos der thermografierten Bereiche
  • Detaillierte Auswertung der Wärmebilder mit Temperaturskala

Für eine vollständige Analyse werden zusätzlich zur Thermografie auch die Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet. Darüber hinaus können Kontaktthermometer für direkte Oberflächentemperaturmessungen zum Einsatz kommen.

Kosten und Förderung

Die finanziellen Aspekte einer professionellen Thermografie-Untersuchung sind ein wichtiger Faktor bei der Entscheidungsfindung für Hausbesitzer.

Thermografie-Kosten im Detail

Die Kosten für eine professionelle Thermografie-Untersuchung eines Einfamilienhauses belaufen sich typischerweise auf 500 bis 700 Euro. Dieser Preisrahmen umfasst:

Leistungskomponente Details
Bildaufnahmen Mind. 4 Thermografie-Aufnahmen
Dokumentation Ausführlicher Messbericht
Analyse Detaillierte Ergebniserläuterung
Beratung Sanierungsempfehlungen

Verfügbare Fördermittel

Die Thermografie kann im Rahmen einer Energieberatung durch verschiedene Programme gefördert werden. Speziell die KfW-Bank unterstützt Thermografie als Ergänzung einer qualifizierten Energieberatung für Privatpersonen. Dementsprechend, können Hausbesitzer die Kosten durch folgende Optionen reduzieren:

  • BEG Wohngebäude Kredit 261 über die KfW-Bank
  • Förderung im Rahmen der Fachplanung und Baubegleitung
  • Zusätzlicher Steuerbonus nach § 35c Einkommenssteuergesetz

Einordnung als haushaltsnahe Dienstleistung

Außerdem, kann die Thermografie steuerlich als haushaltsnahe Dienstleistung geltend gemacht werden. Speziell müssen dafür folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Ordnungsgemäße Rechnung liegt vor
  • Zahlung erfolgt per Überweisung
  • Dokumentation der Leistungen ist vollständig

Außerdem können bis zu 20 Prozent der Kosten von der Steuerschuld abgezogen werden. Folglich ist eine Kombination aus direkter Förderung und steuerlicher Absetzbarkeit möglich, wodurch die effektiven Kosten für Hausbesitzer deutlich reduziert werden können.

Interpretation der Messergebnisse

Die professionelle Auswertung von Wärmebildern erfordert fundierte Kenntnisse und systematische Analyse, um energetische Schwachstellen im Gebäude präzise zu identifizieren.

Analyse der Wärmebilder

Bei der Interpretation von Wärmebildern spielt die Farbskala eine zentrale Rolle. Die Temperaturverteilung wird typischerweise wie folgt dargestellt:

Farbe Temperaturbereich Interpretation
Rot/Orange Warm bis heiß Starke Wärmeverluste
Grün Mittlerer Bereich Normale Abstrahlung
Blau/Violett Kühl bis kalt Gute Dämmung

In der Tat, die Interpretation muss stets unter Berücksichtigung der Umgebungstemperatur und der Oberflächenbeschaffenheit erfolgen. Besonders bei metallischen oder reflektierenden Oberflächen können Fehlinterpretationen auftreten.

Häufige Schwachstellen erkennen

Die thermografische Analyse zeigt typischerweise folgende kritische Bereiche:

  • Wärmebrücken an Geschossübergängen und Gebäudeecken
  • Undichte Stellen im oberen Bereich von Haustüren
  • Wärmeverluste durch ungedämmte Heizkörpernischen
  • Durchfeuchtungen in Wänden und Dächern
  • Undichte Rollladenkästen über Fenstern

Zusätzlich müssen geometrische Wärmebrücken von konstruktiven Schwachstellen unterschieden werden. Ähnlich ist bei hinterlüfteten Fassaden eine Innenthermografie notwendig, da Außenaufnahmen hier keine aussagekräftigen Ergebnisse liefern.

Handlungsempfehlungen ableiten

Die Analyse der Wärmebilder ermöglicht eine gezielte Priorisierung von Sanierungsmaßnahmen. Dennoch sollten Hausbesitzer beachten, dass nicht jeder rote Bereich im Wärmebild automatisch einen Mangel darstellt. Die Interpretation muss stets im Gesamtkontext erfolgen.

Bei der Ableitung von Handlungsempfehlungen sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:

  1. Kritikalität der Wärmeverluste
  2. Technische Umsetzbarkeit der Maßnahmen
  3. Wirtschaftlichkeit der Sanierung
  4. Gesetzliche Anforderungen
  5. Fördermöglichkeiten

Die detaillierte Analyse der Wärmebilder durch einen qualifizierten Thermografen bildet die Grundlage für ein effektives Sanierungskonzept. Eine professionelle Auswertung berücksichtigt dabei auch bauphysikalische Zusammenhänge und mögliche Wechselwirkungen verschiedener Maßnahmen.

Hier noch einmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst

Thermografie erweist sich als unverzichtbares Werkzeug für die energetische Analyse von Gebäuden. Diese moderne Technologie ermöglicht präzise Einblicke in die Energieeffizienz eines Hauses und deckt versteckte Wärmeverluste auf.

Die professionelle Durchführung einer Thermografie-Messung, gekoppelt mit der richtigen Interpretation der Ergebnisse, bildet die Grundlage für effektive Sanierungsmaßnahmen. Besonders wichtig erscheint dabei die Einhaltung der optimalen Messbedingungen sowie die fachgerechte Vorbereitung des Gebäudes.

Hausbesitzer profitieren mehrfach: Erstens durch die genaue Identifikation von Schwachstellen, zweitens durch verschiedene Fördermöglichkeiten und drittens durch langfristige Energieeinsparungen. Die Kosten zwischen 500 und 700 Euro stellen sich angesichts der möglichen Einsparungen als sinnvolle Investition dar.

Thermografie-Untersuchungen liefern wertvolle Daten für gezielte Sanierungsmaßnahmen. Diese Erkenntnisse helfen Hausbesitzern, fundierte Entscheidungen über notwendige Modernisierungen zu treffen und gleichzeitig unnötige Ausgaben zu vermeiden.

Die Bedeutung der Gebäudethermografie wird angesichts steigender Energiekosten und verschärfter Klimaschutzziele weiter zunehmen. Hausbesitzer sollten diese Technologie nutzen, um ihr Eigenheim für die energetischen Herausforderungen der Zukunft optimal vorzubereiten.